Rijswijk Textil Biennale 2015
im Museum Rijswijk
9. Mai – 27. September 2015
Die Kuratorin Anne Kloosterboer sieht Textil wieder im Mittelpunkt zurückkehren, wobei experimentelle und konzeptuelle Arbeiten eher zurückgehen. Das ist ein interessantes Ergebnis in einer Zeit, wo die bildende Kunst gerade im Begriff ist, Textil auf eine sehr plumpe Art und ohne viel Sachverstand zu vereinnahmen. Es macht Hoffnung das Textil, auch in seinen subtileren Äusserungen, als Bildende Kunst gewürdigt wird. Beatrijs Sterk
Ein riesiger Haufen abgelegter Kleidung hat die historischen Möbel im Arbeitszimmer des Museums Rijswijk, in dem der Dichter Hend Tollens im 19. Jahrhundert arbeitete, fast verschluckt. Diese Installation von Derick Melander ist repräsentativ für die vierte Rijswijk Textilbiennale: Textil, das über das eigene Material hinaus schaut.
Das Museum Rijswijk zeigt textile Kunstwerke von neunzehn internationalen Künstlern. Abgesehen von der großen Vielfalt der Textilien und der angewandten Techniken gibt es unter den teilnehmenden Künstlern dieses Jahres auch auffällige Gemeinsamkeiten. Die wichtigste? Alle eingereichten Arbeiten liefern Stoff zum Nachdenken und zur Reflektion.
Textil appelliert direkt an den Tastsinn. Empfindungen und Assoziationen werden durch das Sehen und Fühlen von bestimmten Stoffen hervorgerufen. Handgefertigte Kleidung und Objekte, die nur ein paar Generationen zuvor in jedem Haushalt hergestellt wurden, zaubern Erinnerungen an bestimmte Personen oder Zeiten hervor.
Erstellen der eigenen Kleidung, Sticken und Stricken sind nicht mehr ein natürlicher Teil der täglichen Aufgaben im Haushalt, und manche Techniken sind in Vergessenheit geraten.
Für die 19 internationalen Künstler dieser vierten Rijswijk Textilbiennale ist dies nicht der Fall. Alte Textilien, Wolle, Stickgarn und Flachs in Kombination mit Techniken wie Weben, Sticken und Stricken werden zu liebevollen Erinnerungen, zu melancholischen Gedanken oder führen durch eine zeitgemäße Formensprache auch zur Entfremdung.
In Kari Steihaugs Arbeit werden alte Kleider und ihre ehemaligen Träger wieder vereint. Sie ribbelt Norwegerpullover teils wieder auf, um mit dem frei gewordenen Garn eine Gruppenaufnahme von denen, die die Pullover getragen haben, zu stricken. Die Brüchigkeit unseres Lebens steht im Mittelpunkt Ying Chews Arbeit. Sie benutzt Sticktechniken und viktorianische Trauermotive, um dem Betrachter Stoff zum Denken zu geben. Bildlich und technisch in der lateinamerikanischen Volkskunst verwurzelt, gestalten Leo Chiachio und Daniel Giannone große Wandbehänge, die sie selbst (mit ihrem Dackel Piolin) in der Welt der Träume, Mythen und Legenden verewigen .
Bereits bestehende Porträts wurden von Monica Bohlmann bestickt und übernäht, bis sie zu einem Hochreliefbild einer archetypischen Frau wurden. Pauline M.M. Nijenhuis Arbeit führt zu einem Gefühl von Geschwindigkeit. Ihre Darstellungen zeigen die häufigsten Ansichten unserer Zeit: Landschaften aus einem fahrenden Auto.(Pressetext)
Ein illustrierter, vollfarbiger und zweisprachiger (Niederländisch / Englisch) Katalog der Werke der beteiligten Künstler begleitet die Textilbiennale. Autor des Katalogs ist der Kunsthistoriker Frank van der Ploeg. ISBN / EAN 978-90-821807-3-2. Preis: 19,75 €.
Textilmarkt
Am Sonntag, den 13. September 2015, gibt es von 13 bis 17 Uhr einen großen Textilmarkt auf dem Vorplatz des Museums und in der Oude Kerk gegenüber dem Museum.
In der ersten Woche der Textilbiennale finden zeitgleich die Textil Festivals 2015 (13. -16. Mai,http://www.textielfestival.nl/) und die Europäische Textil Netzwerk Konferenz (13. – 19. Mai,http://www.etn-net.org/etn/211e.htm) statt, mit einem geplanten Besuch der Rijswijk Biennale abends am Freitag, den 15. Mai.
Weitere Informationen: a.kloosterboer@museumrijswijk.nl
Museum Rijswijk
Herenstraat 67
2282 BR Rijswijk